Ein Praktikum in einem Altenheim in Marburg bestätigte sie in Ihrem Wunsch. Erfolgreich absolvierte die Ausbildung zur Betreuungsassistentin und glaubte schon, am Ziel ihrer Wünsche zu sein. Aber die Stellensuche gestaltete sich schwierig. Niemand traute der sehbehinderten Frau zu, Senioren verantwortungsvoll im Alltag zu begleiten. Die Absagen stapelten sich und die 43-Jährige, die mit ihrem Verlobten in Marburg lebt, hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie vom Projekt AKTILA-BS hörte. Sie meldete sich bei der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg (blista) an und besprach ihre Wünsche und Vorstellungen mit ihrem JobCoach.
Gemeinsam nahm man sich vor, die neuen Möglichkeiten des Modellprojekts zu nutzen und einen erneuten Anlauf zu wagen. Die Tatsache, dass gerade in der Region Marburg zahlreiche blinde oder sehbehinderte Senioren in den Alten- und Pflegeheimen wohnen, führte zu der Idee, Julia Krekeler auf die Betreuung dieser Personengruppe zu spezialisieren. Ein individuell auf sie zugeschnittenes Fortbildungsprogramm, das aus Projektmitteln finanziert werden konnte, brachte den gewünschten Erfolg: Das Alten- und Pflegeheim Haus am Park in Frohnhausen erkannte den Mehrwert, der entsteht, wenn eine selbst von einer Sehschädigung betroffene Person die Alltagsbegleitung der Bewohner mit Sehhandicap übernimmt. Man ermöglichte Julia Krekeler ein Praktikum, das für alle Beteiligten erfolgreich verlief: Die sehgeschädigten Senioren profitierten von der Selbsterfahrung der sehbehinderten Betreuungsassistentin, die bei Mahlzeiten Hilfestellung leistet, Spaziergänge begleitet oder mit den Senioren bastelt und singt, die Heimleitung freute sich über die Entlastung und Julia Krekeler hatte ihre Wunschstelle gefunden.
Im Januar 2020 schloss sie das Projekt AKTILA-BS mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche ab und ist dankbar , dass ihr das Projekt diesen individuellen Weg zum Traumjob ermöglichte.